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Die Gemeine Stechfliege
Können Fliegen stechen?
Stellen Sie sich vor, Sie sitzen an einem warmen Sommertag in Ihrem Büro, zu Hause auf dem Balkon oder in einem kühlen Raum bei geöffnetem Fenster. Da werden Sie durch einen stechenden Schmerz an Ihrem Bein jäh aus Ihren Gedanken gerissen.
Sofort suchen Sie den Übeltäter, doch eine Mücke, Biene oder Wespe können Sie nicht finden. Auf der Suche nach dem stechenden Insekt verscheuchen Sie genervt eine lästige Stubenfliege.
Erst der Blutstropfen an der noch immer schmerzenden Einstichstelle bringt Sie zum Nachdenken. Aber eine harmlose Fliege kann doch nicht stechen, oder?
Doch, sie kann! Allerdings haben Sie es nicht mit einer Stubenfliege, sondern mit dem gemeinen Wadenstecher oder der gemeinen Stechfliege zu tun.
Stechfliege und Stubenfliege unterscheiden
Die gemeine Stechfliege tarnt sich meisterhaft und nur beim genauen Hinsehen lässt sich der Wadenbeißer von der Stubenfliege unterscheiden. Wenn die Stechfliege sitzenbleibt, ist der kräftige Stechrüssel, der nach vorne gerichtet vom Kopf absteht, gut erkennbar.
Stechfliegen halten sich in Ställen auf, in denen Sie besonders Rindern und Pferden lästig werden, die von der Stechfliege in den Bauch gestochen werden. Arbeiten Sie mit Pferden oder Nutzvieh, sticht die Stechfliege irgendwann auch Sie.
Während der Hauptsaison von Juni bis Oktober verirrt sich die gemeine Stechfliege in Wohnräume und Büros. Hier umschwirrt der Wadenbeißer wie eine Stubenfliege unter dem Tisch die Waden, um bei nächster Gelegenheit zu stechen. Bei günstiger Witterung können Stechfliegen bis zum späten Herbst vorkommen.
Die gemeine Stechfliege braucht Blut zum Überleben
Die gemeine Stechfliege entwickelt sich in Tierkot von Nutzvieh, Hühnern oder direkt im Misthaufen. Dort legt das Weibchen der Stallfliege insgesamt 600 – 800 Eier, die sie auf mehrere Stellen verteilt.
Je wärmer es ist, umso schneller entwickeln sich aus den Eiern Maden zu erwachsenen Stechfliegen. Im Frühjahr und Herbst, bei Temperaturen um 19°C, dauert die Entwicklung vom Ei zur Stechfliege etwa 4 Wochen. In den heißen Sommermonaten, bei rund 33°C, schlüpfen die erwachsenen Stechfliegen nach rund 10 Tagen aus. Als Larven (Maden) oder Puppen überleben Stechfliegen den Winter.
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Bei Stechfliegen ernähren sich Männchen und Weibchen von Blut. Der Unterschied ist, dass das Weibchen der gemeinen Stechfliege innerhalb einer Woche 3 – 4 Mal Blut aufnehmen muss, um Eier zu legen. Wird die Stechfliege nach dem Stich nicht verjagt, nimmt sie 8-10 Minuten lang Blut auf.
Dafür sticht der Wadenbeißer in ein kleines Blutgefäß, eine sogenannte Kapillare unter der Haut. Das Blut strömt selbstständig aus der Wunde, und der Speichel verhindert, dass das Blut gerinnt; deshalb blutet die Wunde lange nach.
Die gemeine Stechfliege überträgt Viren und Bakterien
Wenn der Wadenbeißer bei der Blutaufnahme gestört wird und sich innerhalb von 30 Minuten ein neues Opfer sticht, überleben Krankheitserreger, die er zuvor aufgenommen hat, im Stechrüssel.
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Beim nächsten Stich werden Viren oder Bakterien vom Tier auf den Menschen oder von Mensch zu Mensch übertragen.
Übertragung von Lentiviren durch Stechfliegen
Die gemeine Stechfliege gilt als Zwischenwirt von Lentiviren, zu denen auch das HI – Virus (AIDS) gehört, und EIAV, die in Deutschland sehr seltene equine infektiöse Anämie bei Pferden.
Dabei ist die Übertragung durchaus mechanisch möglich, aber bisher nicht vorgekommen.
Was hilft gegen Stechfliegen?
In ländlichen Gebieten und in der Nähe von Bauernhöfen und Ställen müssen Sie mit Stechfliegen rechnen. Vor allem im Juli werden Sie leicht zum Opfer der gemeinen Stechfliege.
Beim Arbeiten im Stall verhindert weite Kleidung, dass Stechfliegen landen können. Enganliegende Kleidung ist für den kräftigen Stechrüssel einer Stallfliege kein Hindernis. Arme und vor die allem Beine müssen geschützt werden.
In der Wohnung oder im Büro können Sie die gemeine Stechfliege wie Stubenfliegen auch mit der Fliegenklatsche erschlagen.
Durch intensive Gerüche lassen sich Stechfliegen schnell verwirren. Die klassischen Abwehrmittel gegen Stechmücken mit Citronella helfen, Wadenbeißer fernzuhalten. Auch stark duftende Pflanzen haben sich bewährt, um den Geruchssinn von Stechfliegen zu irritieren.
Die gemeine Stechfliege ist resistent
Wirkungslose Insektizide gegen Stallfliegen
Die klassischen Insektenschutzmittel wurden häufig in Ställen zur Insektenbekämpfung eingesetzt, da ein hohes Aufkommen an Stechinsekten das Vieh beunruhigte und zu Ertragseinbußen führte.
In Folge sind bis zu 80% Stallfliegen gegen das Insektizid Deltamethrin resistent geworden und haben ihre Resistenz in kurzer Zeit an die nächsten Generationen weitervererbt.
Bei erhöhtem Vorkommen von Stechfliegen hilft Einreiben mit einem stark duftenden Insektenabwehrmittel. Manche der Mittel enthalten Icaridin, was zusätzlich noch gegen Stiche von Stechmücken und Zecken hilft.
Auch klassische Abwehrmittel gegen Stechmücken vergrämen die gemeine Stechfliege und hält sie vom Stechen ab.
Mittel gegen Stechfliegen
Von der Stechfliege gestochen – und nun?
Die Stichfolgen beim Stich eines Wadenbeißers sind mit einem Bremsenstich vergleichbar. Nach dem Stich der Stallfliege tritt aus der Stichwunde eine Weile Blut aus. Lassen Sie die Wunde eine Weile bluten, denn dabei werden übertragene Bakterien oder Viren ausgespült.
Zur Behandlung der Stiche der gemeinen Stechfliege helfen die üblichen Mittel gegen Mückenstiche. Schwillt die Einstichstelle zu stark an, kühlen Sie den Stich mit Gels oder Kühlkompressen.
Die Stichbehandlung mit Wärme ist als Sofortmaßnahme nach dem Stich und für die weitere Behandlung das beste Mittel, da es ohne Chemie auskommt.
Möglicherweise kommt es nach dem Stich der gemeinen Stechfliege zu heftigen Hautreaktionen, Entzündungen und allergischen Reaktionen mit unerträglichem Juckreiz. Verschlimmern sich Schwellung und Entzündungen, sollten Sie spätestens nach drei Tagen einen Arzt aufsuchen.